von Holger Klonisch, FA Mönchengladbach
Ich will hier und jetzt meckern - selbst auf die Gefahr, Sie alle fürchterlich zu nerven. Und warum? Weil ich für das sture, kompromisslose Festhalten an der100 v. H.-Besetzungsquote der Außendienste zu völlig einseitigen Lasten der Innendienste keinerlei Verständnis aufbringe.
Gerade zu Zeiten objektiv schwindenden Personals sollte -nein, muss die Finanzverwaltung noch subtiler den Mangel fair, das heißt: gleichmäßig, verteilen. Tut sie aber leider nicht ...wider besseres Wissen.
Will denn keiner wahrgenommen haben, dass auch, und insbesondere die festsetzenden und erhebenden Bereiche, tagtäglich mit der suboptimalen Wirklichkeit einer derzeit noch unzureichenden Automation konfrontiert sind, und diese zuvor bereits als Erleichterung verbucht wird? Na, dann denken Sie beispielsweise doch nur an die schicken E-Bilanzen, die inhaltlich oft so aussagearm sind, dass sie zeitintensives Nachfragen erfordern.
Oder an die Eingabemaskenbei der Neuaufnahme und bei Aufteilungsbescheiden, die händisches Erfassen(oftmals mehrfach) erfordern, obwohl die Informationen schon im Rechnerverfügbar sind. Auch ELSTAM ist nach erfolgten Rechenläufen zuweilen eine Wundertüte geänderter Daten.
Und vergessen Sie bitte nicht den aktuellen Dauerbrenner als Ablaufhemmnis, die restriktiven Zugriffsbeschränkungen in der Berechtigungsverwaltung: Weder ein pragmatisches Arbeiten im Team, das Erfüllen zentraler Aufgaben, noch ein spontaner Zugriff in der Urlaubs-/Krankheitsvertretung scheint gewollt. Und wenn schließlich, nach 'kurzen' Unterbrechungen durchwiederholte Programmausfälle und -aktualisierungen, alles wie gewünscht festgesetzt ist, darf sich die Erhebungsstelle mit einem 'neuen' VO-System auseinandersetzen, welches dem Vorgänger-Modell an Komfort und Geschwindigkeit um Längen unterlegen ist.
Will denn keiner so recht wahrhaben, dass die - erfreulicherweise - erhöhten Einstellungszahlen zunächst einmal für den Anspruch auf eine angemessene Ausbildung stehen, mithin ein engagiertes,aktives Kümmern erfordern. Auch das ist vor allem von den Festsetzungsämtern zusätzlich zu leisten - gerne, aber wann und von wem?
Und glaubt denn jemand allen Ernstes, dass die oftmals unnötigen Personalbewegungen dank PEK keine hartnäckigen Zeiträuber sind, das Mehr an Einarbeitung und das Weniger an Wissen unbeachtlich sind?
Wie viel Zeit haben Sie? Ich könnte noch länger fortfahren, argumentieren oder halt einfach meckern: Denn vielen Entscheidungsverantwortlichen sind die Probleme durchaus bekannt. Sie wissen,dass eine Finanzverwaltung alle Bereiche möglichst gerecht bedenken muss, dass die außendienstlich orientierte Zukunft eine Übergangszeit benötigt, und Konsens-Produkte häufig nur den kleinsten gemeinsamen Nenner abbilden.
Umso schlimmer, dass sich die Politik dennoch trauen darf, die Innendienste personell ausbluten zu lassen. Stattdessen sind aber faire Lösungen, gute Kompromisse gefragt, sonst nimmt das Meckern halt kein Ende ... sind innere Kündigungen vorprogrammiert.