01.02.2019

Positive Jahresbilanz bei der Talentförderung: "Wir fühlen uns nicht als Elite!"

Ein Jahr ist es her, dass die neu eingeführte Talentförderung an den Start ging. Insgesamt hatten sich 50 von 86 Kolleginnen und Kollegen mit mind. 440 Punkten in der Laufbahnprüfung für das Förderprogramm beworben. Zum 1. Dezember 2017 wurden jeweils drei Talente aus diesem Bewerberpool an die Zentralfinanzämter für das Innendienstmodell (Detmold, Dortmund-Unna, Düsseldorf-Süd, Münster-Innenstadt, Siegburg) und für das Außendienstmodell (Borken, Essen NordOst, Gütersloh, Köln-Mitte, Marl) versetzt. Grund genug für die Redaktion, bei den Verantwortlichen und den Talenten mal nachzufragen, wie es denn gelaufen ist.

 

Talente haben sich gut eingelebt

Die erste Jahresbilanz fällt positiv aus. Die Kolleginnen und Kollegen sind gut in den Finanzämtern angekommen. Auch wenn die Talentförderung im Allgemeinen von einigen Kolleginnen und Kollegen kritisch gesehen wird, klappt die Integration gut. Die Talente zeigen Eigeninitiative und Ideenreichtum, interessieren sich für Vorträge, wirken an Arbeitshilfen mit und bringen sich sichtbar ins Finanzamtsleben ein. Am Ende sind es halt auch nur Menschen und Kollegen wie Du und ich.

 

Fördern und fordern

Den Programmteilnehmerinnen und -teilnehmern wird aber auch einiges abverlangt: So wird die Bereitschaft zur räumlichen Mobilität vorausgesetzt. Eine Kollegin hat zum Ende des Programms - ausgehend vom Ausbildungsfinanzamt - dreimal die Dienststelle wechseln müssen. Das Modell steht aber generell unter dem Motto 'Fördern und Fordern'. Die kürzere Zeit, die zur Erlangung von Fachwissen und der Entwicklung von Kompetenzen zur Verfügung steht, ist dabei modellimmanent. Sie werden dabei von einem Mentor begleitet, und es erfolgt jährlich eine Bestandsaufnahme, ob und inwieweit die Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Förderprogramm erfüllt sind. Umfangreiches eigenes Fortbildungsprogramm Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde ein spezielles Fortbildungsprogramm entwickelt. Neben der Fachfortbildung finden zusätzlich Sonderveranstaltungen und Workshops statt, um weitere Querschnittsqualifikationen, wie zum Beispiel Didaktik, zu entwickeln. Anders als beim Frontalvortrag sollen hierbei Lerninhalte verstärkt selbst oder in Kleingruppen erarbeitet werden. Um dabei auf den Stoff aus Nordkirchen optimal aufzusetzen, waren auch zwei ehemalige Dozenten an der Konzeption beteiligt.

 

Ständige Evaluation

Das gesamte Projekt wird von einem Projektbegleitgremium aus Verwaltungsvertreterinnen, Verwaltungsvertretern und Personalvertretung begleitet, um bereits im Prozess nachsteuern zu können. Daneben wird jede Fortbildungsmaßnahme einzeln evaluiert, um die Inhalte bedarfsgerechter zu gestalten und besser aufeinander abzustimmen. Erste Erkenntnisse zeigen, dass gerade am Anfang der häufige Wechsel zwischen Praxis und Theorie und die damit verbundenen Abwesenheitszeiten den Start und das Ankommen der Talente im Zentralfinanzamt erschweren. Hier will man zukünftig für mehr Kontinuität und Entzerrung sorgen.

 

Warum ins Talentförderprogramm?

Was hat die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu bewogen, sich zu bewerben? Sicherlich nicht, um sich als 'Elite' fühlen zu können. Die Gründe sind vielschichtig und unterschiedlich. In erster Linie spielen wohl die besseren Fortkommens- und Karrieremöglichkeiten, die schnellere Beförderung oder die spannenderen Aufgaben im Vergleich zum Ersteinsatz im Veranlagungsbezirk eine Rolle. Ob die Talentförderung am Ende hält, was sie verspricht, wird sich erst in der Zeit nach erfolgreichem Abschluss des Förderprogramms zeigen. Die gesammelten Erfahrungen und die persönliche Weiterentwicklung werden sich aber bestimmt irgendwann auszahlen.