06.05.2023

Interview mit Staatssekretär Dr. Dirk Günnewig: „Mein Ziel ist, für die Kollegen und Kolleginnen ansprechbar zu sein.“

Viele waren überrascht, als in Findus plötzlich eine Kachel "Frag den StS" erschien und keiner wusste so recht etwas damit anzufangen. Dr. Dirk Günnewig ist seit 2022 Staatssekretär (StS) im Ministerium der Finanzen. Von Beginn an war ihm bei seinen Finanzamtsbesuchen der direkte Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen wichtig. Die daraus resultierende Überlegung, wie man die Beschäftigten stärker in Themen einbinden und informieren kann, war die Geburtsstunde vom Format "Frag den StS". In regelmäßigen Videos beantwortet er die Fragen der Kollegenschaft aus der Finanzverwaltung.

 

Die Blickpunktredaktion traf sich mit ihm zum Interview, um mehr über ihn, das Format "Frag den StS" und die Hintergründe zu erfahren.

 

Blickpunktredaktion: "Warum haben Sie zum Job als Staatssekretär in der Finanzverwaltung "JA" gesagt?

 

Dr. Günnewig: "Mit ihren 33.000 Beschäftigen ist die Finanzverwaltung eine systemrelevante Eingriffsverwaltung - nicht nur für Nordrhein-Westfalen, sondern für die gesamte Bundesrepublik. Darüber hinaus ist die Finanzverwaltung verbunden mit dem Land, wie kaum eine andere öffentliche Verwaltung. Sie ist präsent in der Fläche und hat viele Berührungspunkte mit den Bürgerinnen und Bürgern in Nordrhein-Westfalen. Es ist mir daher eine besondere Ehre - und damit verbunden auch eine besondere Verantwortung - Staatssekretär im Ministerium der Finanzen zu sein. Mehr Zukunft steuern geht nirgendwo sonst!"

 

Blickpunktredaktion: "Was reizt Sie an der Aufgabe als Staatssekretär?"

 

Dr. Günnewig: "Daran mitzuwirken, die Verwaltung zu modernisieren, Management- und Führungsinnovationen umzusetzen und die Verwaltung attraktiv für Beschäftigte zu machen." ? Blickpunktredaktion: "Was war Ihr eigentlicher Berufswunsch?" ! Dr. Günnewig: "Während Schulzeit und Studium: Journalist - jedoch wollte ich nach Abschluss des Studiums nicht lediglich berichten, wie andere Menschen Dinge zum Besseren verändern, sondern in Zusammenarbeit mit Menschen der öffentlichen Verwaltung Zukunft selbst mitgestalten."

 

Blickpunktredaktion: "Ist die Idee zu "Frag den StS" im Ministerium entstanden?"

 

Dr. Günnewig: "Zum Antritt meines Amts im Ministerium der Finanzen habe ich einige Besuche in Finanzämtern absolviert. Hier wurde immer wieder der Wunsch nach mehr Transparenz und Informationsmöglichkeiten geäußert. Also habe ich mit meinem Team nach Möglichkeiten gesucht, diesen Bedürfnissen langfristig besser gerecht zu werden und mich gleichzeitig bei allen Kolleginnen und Kollegen vorzustellen. Ein Video-Format nach dem Vorbild der bekannten Wissenschaftssendung "Frag den Lesch" erschien uns dabei vor allem die beiden vordergründigen Kriterien zu erfüllen: Es ist informativ und jeder Zeit für alle abrufbar."

 

 

Blickpunktredaktion: "Warum ein solches Format für die Finanzverwaltung?"

 

Dr. Günnewig: "Eine gute Kommunikation mit den Kolleginnen und Kollegen unserer Verwaltung ist mir wichtig. Über meine Besuche in den Ämtern und Regio-Kreisen hinaus wollten wir einen direkten Kanal von den Beschäftigten der Finanzverwaltung bis in die Hausleitung des Ministeriums schaffen - neben den verschiedenen und wichtigen Kanälen des Dienstweges. Mein Ziel ist, für die Kollegen und Kolleginnen ansprechbar zu sein. Bei über 30.000 Menschen in unserer Verwaltung war es wichtig ein umsetzbares Konzept zu finden, das einen Rückkanal hat, an dem alle Beschäftigen bei Interesse teilhaben können. Denn ich bin mir sicher, dass die eine oder andere Frage nicht lediglich die Einsenderin bzw. den Einsender bewegt."

 

Blickpunktredaktion: "Wie viele Fragen sind überhaupt insgesamt eingegangen?"

 

Dr. Günnewig: "Ich bin unseren Kolleginnen und Kollegen sehr dankbar, dass sie sich sehr rege an dem neuen Kommunikationsangebot "Frag den StS" beteiligen und ihre Fragen, Anmerkungen und Impulse einbringen. Bislang haben uns über 100 E-Mails erreicht. Auch bei meinen Besuchen in den Ämtern und Regio-Kreisen nehme ich Fragen und Anregungen mit, die in "Frag den StS" einfließen."

 

Blickpunktredaktion: "Wer sortiert die eigentlich durch?"

 

Dr. Günnewig: "Die E-Mails werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit gesichtet, in Themengruppen sortiert und thematisch für die jeweiligen Folgen aufbereitet. Ohne das große Engagement der Kolleginnen und Kollegen wäre dieses Angebot nicht möglich."

 

Blickpunktredaktion: "Wie ist die allgemeine Resonanz auf "Frag den StS?" Bekommen Sie dazu ein Feedback aus den Häusern? Kritik? Lob?"

 

Dr. Günnewig: "Die Rückmeldungen auf unser Format sind sehr gut. Wir bekommen viel Lob aus der Verwaltung, da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich mit ihren Themen wahrgenommen und gehört fühlen. Natürlich ist bei den Rückmeldungen zu einzelnen Themen auch Kritik dabei, aber genau dafür haben wir dieses Format geschaffen: Es geht darum, ein direktes, ungefiltertes Feedback aus der Verwaltung zu erhalten und auf dieser Basis Optimierungen anzustoßen."

 

Blickpunktredaktion: "Wie geht der Staatssekretär eigentlich mit Fragen um, die nicht im Pod­cast/Video veröffentlicht werden können? Die also nicht für die Öffentlichkeit geeignet sind."

 

Dr. Günnewig: "Wir sammeln und sortieren die Fragen zunächst und versuchen, in den einzelnen Folgen Themenschwerpunkte zu setzen. Bei Fragen zu Einzelsachverhalten oder sehr persönlichen Angelegenheiten antworten die Kolleginnen und Kollegen aus der Fachabteilung, aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit oder ich persönlich. Unser Anspruch ist es, alle Fragen und Anregungen zu beantworten. Bei dem aktuellen Umfang an Einsendungen ist das gut möglich."

 

Blickpunktredaktion: "Wie geht es mit dem Format weiter? Was erwartet uns noch in der Zukunft? Gibt es Planungen/Ideen?"

 

Dr. Günnewig: "Die nächsten Folgen sind in Vorbereitung. Der Anspruch für die Zukunft ist eine dynamische Weiterentwickelung des Formats, welche sich dabei an den Bedürfnissen unserer Kolleginnen und Kollegen orientiert. Wenn es Ideen und Vorschläge gibt: Sie erreichen uns unter FragdenStS@fm.nrw.de."

 

Blickpunktredaktion: "Der Staatssekretär ist digital unterwegs - ist die Finanzverwaltung hier auf einem guten Weg oder gibt es in diesem Thema noch Luft nach oben?"

 

Dr. Günnewig: "Die Finanzverwaltung hat in den vergangenen Jahren die Voraussetzungen geschaffen, in einem größeren Umfang elektronische Daten empfangen und verarbeiten zu können. Mittlerweile ist es allen Bürgerinnen und Bürgern möglich, für die am häufigsten zu veranlagenden Steuerarten die Kommunikation mit der Finanzverwaltung weitgehend, für die Einkommensteuer sogar vollständig, online durchzuführen. Damit sind wir - insbesondere auch im Vergleich zu anderen öffentlichen Verwaltungen - nicht nur auf einem guten Weg, sondern in einer Vorreiterrolle. Doch ausruhen sollten wir uns darauf nicht und trotz dieser Rolle gibt es aus der eigenen Perspektive der Finanzverwaltung noch viel zu tun. Deshalb setzt die Landesregierung - ganz im Sinne des Koalitionsvertrags - gerade bei der Finanzverwaltung auf weitere Verbesserungen des digitalen Workflows, auf mehr digitale Kooperation mit anderen Behörden, sichere und gemeinsame Datensysteme (Cyber Resilience) und vor allem die Nutzung der elektronischen Steuerakte. Zudem sollten wir uns offen zeigen für die sich rasant entwickelnden technischen Möglichkeiten, bspw. durch die Prüfung des künftigen Einsatzes von künstlicher Intelligenz im Rahmen von algorithmischen Entscheidungsassistenzsystemen oder vollautomatisierten Entscheidungssystemen."

 

Blickpunktredaktion: "Herzlichen Dank für das aufschlussreiche und ausführliche Interview!"

 

Steckbrief

 

Dr. Dirk Günnewig - Staatssekretär im Ministerium der Finanzen

 

  • Alter: 48 Jahre
  • Familienstand: verheiratet, 3 Kinder (10, 12, 15) ·
  • Beruflicher Werdegang:
    - 1994-2000 Studium der Politikwissenschaft in Münster und Bochum, _
    - 2006-2009 berufsbegleitendes Studium des Bildungs- und Wissenschaftsmanagements
       an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg,
    - 2002-2004 Promotion zum Thema "Digital Rights Management",
    - seit 2008 verschiedene Funktionen in der Ministerialverwaltung Nordrhein-Westfalen,
      die letzten Stationen waren u.a.: 
    - 2017-2018 Leitung des Ministerbüros des damaligen
      Verkehrsministers und heutigen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst,
    - 2018-2021 Leitung der neu gegründeten Abteilung für Grundsatzangelegenheiten der Mobilität,
      Digitalisierung und Vernetzung im damaligen Verkehrsministerium, 
    - 2021-2022 Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft 
  • Hobbys: Klettern, Windsurfen, Joggen, Campen, Motorbootfahren, Backen
  • Fußball-Fan: Statt "Fuß-" "Hand"-Ball - Korschenbroich Regionalliga Handball