02.05.2016

Köllemann-Ohlerich, LRD: "Auch für mich ist der Personalrat wichtig!"

In unserer Interviewreihe "Was macht eigentlich der Personalrat?!?" sollte ja auch ein/e Dienstellenleiter/in als Hauptgesprächspartner/in des Personalrats zu Wort kommen. Die Blickpunktredaktion hat deshalb Herrn LRD Ulrich Köllemann-Ohlerich im Finanzamt Düsseldorf-Nord zu einem Interview getroffen.

 

Wer das Finanzamt aufsucht, glaubt anfangs nicht, dass er ein "normales" Finanzamt betritt. Das Gebäude mit seinen rund 280 Bediensteten gleicht einem "Fünf Sterne-Haus". Das haben die Kolleginnen und Kollegen auch der Hartnäckigkeit ihres Vorstehers zu verdanken. Er musste viele dicke Bretter bohren, aber am Ende hat sich der Umzug in 2014 an die neue Adresse gelohnt. Darauf ist der Amtsleiter zu Recht stolz.

 

Herr Köllemann-Ohlerich, vielen Dank, dass Sie Zeit für uns haben. Zu Beginn eine indiskrete Frage, verraten Sie uns Ihr Alter?

 

Daraus mache ich kein Geheimnis, ich bin 64 Jahre alt. Dank meines wohlmeinenden Umfeldes weiß ich seit kurzem auch, dass der Ruhestand immer näher rückt.

 

Da dürften ja dann bald die Sektkorken knallen! Sind Sie denn auch gut auf den neuen Lebensabschnitt vorbereitet?

 

Eigentlich habe ich mich mit dem Thema noch nicht so intensiv beschäftigt. Ich kenne zwar inzwischen die Eckdaten, aber ich war schon ziemlich überrascht, dass ich angesichts meines noch ausstehenden Urlaubs schon ab Ende Oktober nicht mehr arbeiten muss. Es wird dann zwar anders, aber definitiv nicht langweilig. Ich werde viel Motorrad fahren und ich liebe die "Kunst" mit all ihren Facetten. Da gibt es noch viel zu entdecken!

 

Stichwort Kunst! An der Wand hängt dieses große und ausgesprochen bunte Bild, was einen sofort "fesselt". Hat das eine bestimmte Bedeutung?

 

Ja, die hat es! Das Bild stammt von einer Kollegin aus dem Finanzamt Mettmann. Daran zeigt sich wieder einmal, welch' kreativen Köpfe in der Finanzverwaltung unterwegs sind. Frau Kröger - inzwischen im Ruhestand - ist eine unglaublich begabte Malerin, die ihren eigenen Stil hat. Das Bild begleitet mich schon viele Jahre. Es strahlt für mich eine besondere Magie aus und ist herrlich bunt. Ich liebe diese Farben!

 

Wie ist eigentlich das Verhältnis der Düsseldorfer Vorsteher/-Innen untereinander? Die Anderen werden Sie doch sicher wegen der tollen Räumlichkeiten beneiden!

 

Wir sind eine tolle Gemeinschaft und ich darf hier behaupten, dass wir uns wirklich gut verstehen. Die Chemie stimmt einfach unter uns! Jedes Haus hat zwar seine eigenen Strukturen und Probleme, aber Konkurrenz oder gar Neid gibt es bei uns nicht.

 

Ihre Bürotür steht gerade weit auf. Ist das immer so?

 

Ja, und das ist mir sehr wichtig. Wir haben hier keine Geheimnisse und jedem steht meine Tür offen. Ich lasse mich im Übrigen auch gerne mal ablenken. Bei vertraulichen Gesprächen ist sie aber logischerweise zu.

 

Herr Köllemann-Ohlerich, wo drückt der Schuh aus Ihrer Sicht mit Blick auf Ihre Leute am meisten?

 

Wir haben einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn, was sich in vielen Aktivitäten wiederspielgelt. Aber natürlich haben auch wir mit Abgängen, z.B. in die GKBP oder die Wirtschaft, zu kämpfen. Düsseldorf bietet da sehr viel. Was mir aber noch mehr zu schaffen macht, ist die augenblicklich hohe Zahl von Dauererkrankungen und daraus resultierende Zurruhesetzungen. Mir gehen diese Einzelschicksale sehr nahe, weil man als Vorsteher oft ja auch um die Hintergründe und die Auswirkungen weiß. Aber dieser Aufgabe müssen wir uns stellen - auch wenn es nicht immer einfach ist.

 

Was für weitere Problemfelder machen Sie in Ihrem Haus aus?

 

Da ist ganz klar die Personalausstattung mit Blick auf die demographische Entwicklung zu nennen. Wir haben viele ältere und erfahrene Kollegen/-innen und glücklicherweise auch guten Nachwuchs. Was uns fehlt ist eindeutig der Mittelbau. Da habe ich aber auch noch keine Lösung, wie wir das mittel- und langfristig ausräumen können. Im Übrigen beschäftige ich mich damit, den notwendigen Personalbestand zu sichern und alle "bei Laune" zu halten - alles immer wieder Problemfelder.

 

Herr Köllemann-Ohlerich, nun aber zum eigentlichen Grund unseres Besuches. Welche Rolle spielt der Personalrat in Düsseldorf-Nord für Sie?

 

Eine unglaublich wichtige! Ich glaube, das ist aber nicht nur bei mir so, sondern auch in anderen Dienststellen. Die Personalvertretung ist das direkte Bindeglied zu den Beschäftigten und hat einen ganz anderen Zugang zu den Beschäftigten, als ein Dienststellenleiter. Der Personalrat ist vielfach ein Stück näher dran und kann deshalb Informationen und Hintergründe in unsere gemeinsamen Überlegungen einbringen, die ich nicht habe.

 

Ihre Tür steht immer offen. Sind denn hinter verschlossener Tür auch schon mal die Fetzen geflogen?

 

Um Gottes willen (lacht)! Nein, richtig Krach gab es zum Glück noch nicht. Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, aber ein offenes und ehrliches Wort kann viele Differenzen ausräumen. Am Ende der Diskussion zählt doch das Ergebnis im Sinne der Kolleginnen und Kollegen in unserem Haus. Aus meiner Sicht läuft es wirklich gut.

 

Vertrauensvolle Zusammenarbeit fußt auf Kommunikation. Treffen Sie sich mit dem Personalrat zu einem sog. "Jour fixe"?

 

Nein, wir haben bis auf die obligatorischen, sogen. gemeinsamen Besprechungen mit dem gesamten Personalrat keine festen Termin. Wenn Gesprächsbedarf besteht, gehen wir zeitnah aufeinander zu. Wir pflegen auch ohne feste Termine einen regen Austausch.

 

Alle vier Jahre - wie auch in diesem Jahr am 09.06.2016 - werden die Personalräte neu gewählt. Was bedeutet das für Sie?

 

Nicht so wirklich viel! Ich verhalte mich da neutral. Personelle Wechsel gibt es auch bei Vorstehern, aber im Gegensatz dazu kennt man die Personen, die sich zur Wahl stellen im Vorfeld meist schon. Im Übrigen sind alle Akteure nach meiner Einschätzung ohne Probleme in der Lage, sich immer wieder auf neue Gesprächspartner einzulassen und einzustellen. Das ist in der Vergangenheit gelungen und wird bestimmt auch zukünftig klappen.

 

Zum Ende des Gesprächs kommt ja immer noch eine persönliche Frage: Wenn Sie sich selber beschreiben müssten, wie würde das aussehen?

 

Das ist zwar immer eine schwierige Frage, aber trotzdem einfach zu beantworten. Das was ich mache, mache ich sehr gerne und mit vollem Einsatz. Ich freue mich, wenn ich möglichst viele mitnehmen kann, um gemeinsam am Ziel anzukommen. Was ich nicht mag sind Ideologien. Damit kann ich nichts anfangen!

 

Herr Köllemann-Ohlerich, herzlichen Dank für Ihre Zeit und das offene und überaus kurzweilige Gespräch!